Was die UX (User Experience)-Forschung für uns bedeutet und wie wir diese durchführen, hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Was früher eine abgrenzbare Fachrichtung war, ist heutzutage eher etwas, an dem sich alle Mitarbeitenden eines Unternehmens beteiligen können (und sollten). Somit hat sich auch die Definition von „UX-Forschung“ geändert. Ob du bereits langjährige Erfahrung im Bereich der UX hast oder gerade erst damit beginnst, die User-Experience-Forschung entwickelt sich stets weiter und wird immer umfassender.
Worum geht es bei der UX-Forschung und warum ist sie wichtig?
Da die UX-Forschung sowohl in kleinen als auch in großen Unternehmen immer mehr Fuß fasst, haben sich ihre Definition und Anwendungsbereiche naturgemäß weiterentwickelt. Ursprünglich ging es bei der User-Experience-Recherche darum, Benutzerinteraktionen zu untersuchen, um beim Design von nutzerorientierten Produkten und Erfahrungen zu helfen.
Die Bedeutung von UX-Forschung kann sich je nach Fachbereich jedoch unterscheiden. Für Produktteams könnte sie beispielsweise die Validierung von Prototypen und Konzepten bedeuten, während Marketingteams sie als das Testen von Markendesigns und Werbebotschaften vor einer Veröffentlichung verstehen. Die UX-Recherche ist also nicht mehr etwas, das man nur in einem bestimmten Geschäftsbereich vorfindet. Die erfolgreichsten Unternehmen ermutigen sämtliche Teams, Nutzer- und Kundenerkenntnisse einzuholen, um bessere geschäftliche Entscheidungen treffen zu können.
Arten der UX-Forschung und wann diese eingesetzt werden sollten
Bevor wir auf die einzelnen Forschungsmethoden eingehen und uns ansehen, wie diese genau durchgeführt werden, sollten zuerst einige grundlegende Fragen beantwortet werden. Die da wären: Welche Arten von UX-Forschung gibt es?
Qualitative vs. quantitative Forschung
Wenn es um das Verständnis deiner Nutzer*innen geht, fragst du dich möglicherweise, ob du eine qualitative oder quantitative UX-Forschungsmethode wählen solltest. Diese Frage ist auch sehr wichtig, denn die beiden Arten liefern sehr unterschiedliche Erkenntnisse.
Um ein umfassendes Bild deiner User Experience zu erhalten, musst du sowohl wissen, „was“ passiert, als auch „warum“ es passiert. Wenn du nur über quantitative Daten verfügst, entgehen dir möglicherweise wichtige Erkenntnisse, die einen großen Unterschied deines Verständnisses der User Experience ausmachen können. Und wenn du andererseits nur eine qualitative Forschung durchführen würdest, kannst du nicht feststellen, ob deine Ergebnisse repräsentativ für eine größere Menge an Personen sind.
Meinungs- vs. Verhaltensforschung
Obwohl sie manchmal als dasselbe missverstanden werden, sind Meinungs- und Verhaltensforschung nicht das gleiche. Wie bei der quantitativen und qualitativen Forschung können jedoch beide nützlich sein, wenn sie ergänzend angewendet werden.
Bei der Meinungsforschung werden die Meinungen und Gefühle der Nutzer*innen gegenüber einer Erfahrung bewertet. Das könnte beispielsweise beinhalten, Nutzer*innen zu befragen, warum sie ein Feature auf deiner Webseite mögen oder nicht, bevor sie es verwenden. Die Verhaltensforschung konzentriert sich im Gegensatz dazu darauf, was die Nutzer*innen tun.
Um eine weitere Parallele zum Unterschied zwischen quantitativen und qualitativen Methoden aufzuzeigen, zeigt die Verhaltensforschung auf, was passiert, während die Meinungsforschung den Grund aufweist, warum es passiert. Dabei sollte man stets im Hinterkopf haben, dass Nutzer*innen nicht immer das sagen, was sie auch wirklich tun.
Generative vs. evaluative Forschung
Die Ziele der generativen und evaluativen Forschung (manchmal auch Evaluationsforschung genannt) sind sehr unterschiedlich. Die generative Forschung hilft dir, das Problem zu definieren, für das du eine Lösung entwickeln möchtest. Die evaluative Forschung hilft dir hingegen, ein bestehendes Design zu evaluieren (in Form eines Prototyps, in der endgültigen oder sonst einer Form).
UX-Fotschungsmethoden
UX muss auf strategischer Ebene angesiedelt sein und eine Kultur des nutzerorientierten Designs und Denkens fördern – sie sollte die Entscheidungen in allen Bereichen prägen, vom Produkt selbst bis hin zu Marketingkampagnen und Markenbotschaften, Markendesign und sozialen Medien. Wie du siehst, gibt es eine Reihe unterschiedlicher User-Research-Methoden, durch die Teams die erforderlichen Erkenntnisse für ihre spezifische Rolle sammeln können.
Sehen wir uns nun einige der häufiger verwendeten Methoden an.
Remote Usability Testing
Es mag offensichtlich sein, dass Remote Usability Testing ideal zur Durchführung von UX-Forschung ist, allein schon durch seinen Namen. Diese ortsunabhängige Forschungsmethode nutzt eine Kundenfeedback-Plattform, um Bildschirm und Sprache der Testteilnehmenden aufzuzeichnen, während diese mit deinem Produkt oder deiner Erfahrung in ihrem natürlichen Umfeld interagieren, d. h. zu Hause, in ihrem Büro oder an einem bestimmten anderen Ort.
Durch Usability Testing können Designer*innen, Produktmanager*innen und Forscher*innen gleichermaßen erkennen und verstehen, wie echte Menschen auf Produkte und Erfahrungen reagieren. Von Vorlieben und Abneigungen, bis hin zu Stellen, an denen Nutzer*innen nicht weiterkommen oder verwirrt sind, oder verbesserungswürdigen Bereichen – die wertvollen Erkenntnisse aus diesen Tests können überraschende Tatsachen liefern.
Tagebuch-Studien
Tagebuch-Studien sind eine Art von Langzeitstudien (Studien, die über einen längeren Zeitraum mit denselben Testteilnehmenden durchgeführt werden). Normalerweise berichten die Nutzer*innen selbst in regelmäßigen Abständen über ihre Aktivitäten, indem sie ein Protokoll ihrer Aktivitäten, Gedanken und Frustrationenerstellen. Dies ist ein hilfreicher Ansatz, um freiwilliges Feedback über Aktivitäten zu sammeln, die wiederholend, lang oder unvorhersehbar sind.
Card-Sorting
Card-Sorting ist eine qualitative Recherchemethode, die eingesetzt wird, um Informationen effektiver zu gruppieren, bezeichnen und beschreiben – basierend auf dem Feedback von Kund*innen oder Nutzer*innen.
Beim Card-Sorting musst du – manchmal sogar wortwörtlich – eine Reihe von Karten erstellen, um ein Konzept oder einen Gegenstand darzustellen. Diese Karten werden dann von deinen Nutzer*innen auf eine Weise gruppiert oder kategorisiert, wie es ihnen am sinnvollsten erscheint. Am häufigsten wird diese Methode bei der Gestaltung (oder Neugestaltung) der Navigation einer Webseite oder der Organisation von Inhalten verwendet, da sie bei der Bewertung der Informationsarchitektur hilft.
Umfragen
Es mag offensichtlich erscheinen, aber durch eine Reihe von fachmännisch formulierten und positionierten Fragen ermöglichen dir Umfragen, dich in deine Nutzer*innen hineinzuversetzen, um quantitative Erkenntnisse zu gewinnen, die für Entwickler*innen, Manager*innen und Marketing-Fachkräfte sonst nicht ersichtlich sind. Deinen Kund*innen zuzuhören kann dir dabei helfen, neue Probleme zu entdecken und neue Ideen zu entwickeln. Das Sammeln von Kundenfeedback durch Umfragen ist eine aktive, aufgeschlossene und ehrliche Methode für diesen Zweck.
Interviews
Live-Interviews eignen sich ideal, um qualitative Erkenntnisse zu erhalten. Durch dynamische Diskussionen sind die Interviewerin der Lage, verbale und nonverbale Hinweise zu beobachten und offene Fragen zu stellen, um die Details aufzudecken, die Umfragen und Usability Tests nicht aufdecken können. Das Durchführen von Interviews ist eine besonders nützliche UX-Recherchemethode für das Verständnis komplexer Gefühle und Erfahrungen, da Folgefragen gestellt werden können.
Wann sollte UX-Forschung durchgeführt werden?
Früher wurde die UX-Forschung am häufigsten verwendet, um ein bereits bekanntes Problem zu lösen. Wenn ein Unternehmen beispielsweise bemerkt, dass Besucher auf einer bestimmten Seite ungewöhnlich häufig ihre Webseite verlassen, würden Forscher*innen untersuchen, wie dieses spezifische Problem gelöst werden kann. Somit wurden also Studien und Tests nicht unbedingt regelmäßig im gesamten Entwicklungsprozess durchgeführt oder um etwas Neues zu entdecken.
Heute sieht das Ganze anders aus. Der Wert, den Teams durch schnelles Kundenfeedback erhalten, führt dazu, dass bewährte Praktiken der UX-Forschung ein Teil der täglichen Prozesse von unternehmensweiten Teams werden. Was einst nur eine reaktive, problemlösende Denkweise war, hat sich zu einer Disziplin entwickelt, die auch dabei hilft proaktiv zu ermitteln, welche Probleme zu lösen sind.
An diesem Punkt sind bei den Forscher*innen flexible strategische Fähigkeiten erforderlich. Unternehmen werden immer kreativer mit User-Experience-Recherchen, um wertvolle Erkenntnisse zu erhalten. Jede*r Verbraucher*in wird über unzählige Erfahrungen zu berichten wissen, die wenig überzeugend, wenn nicht sogar enttäuschend waren, die aber nicht so offensichtlich zu erkennen sind.
Wenn du beispielsweise eine E-Commerce-Webseite besuchst, ein Produkt findest und es kaufst, weiß man nicht viel darüber, ob das Einkaufserlebnis an sich mehr Aufmerksamkeit erfordert hätte. Schließlich wurde ja ein Kauf getätigt, nicht wahr? Zu entdecken, welche Probleme gelöst werden müssen - zusätzlich zu denen, von denen du bereits weißt - ist ein großer Wandel in der Denkweise der UX-Recherche.
Und nun noch ein Schlusswort zum Thema UX-Forschung
UX, CX, Usability, User Testing. Ganz gleich, wie man es bezeichnet, deine Kund*innen in den Mittelpunkt der Mission und Kultur deines Unternehmens zu stellen, hat sich zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil entwickelt. So können nicht nur neue Kundenkreise gewonnen, sondern auch die Treue bestehender Kund*innen gefestigt werden.
Diese erweiterte Sicht auf die User-Experience-Forschung und der Zugang dazu bedeuten, dass Unternehmen nicht nur besser denn je gerüstet sind, um großartige Erfahrungen für ihre Kund*innen zu schaffen und bestehende zu verbessern, sondern auch, dass Nutzer*innen in Zukunft immer bessere Erfahrungen erwarten werden.
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