Was ist UX-Design? – 15 User Experience-Design-Expert*innen nehmen Stellung

Geschrieben von Annika Pannen | Februar 2, 2022
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Was ist UX-Design?

Zunächst muss erwähnt werden, dass es keine allgemeingültige Definition von UX-Design gibt.

User Experience-Design ist ein Konzept mit mehreren Dimensionen und umfasst eine Reihe an unterschiedlichen Fachgebieten wie Interaktionsdesign, Informationsarchitektur, Visuelles Design, Usability sowie Mensch-Maschine-Interaktion.

Aber verschaffen wir uns zunächst ein Bild davon, was das wirklich bedeutet.

Die Definition von UX-Design

Laut einer Studie des „Interacting With Computers“-Journals von Oxford Academic gilt:

Wirtschaftlich gesehen ist das Ziel von UX-Design „die Verbesserung der Kundenzufriedenheit und -loyalität durch Zweckmäßigkeit, Nutzerfreundlichkeit und Vergnügen, welche die Interaktion mit einem Produkt bietet.“

In anderen Worten ist UX-Design der Prozess der Gestaltung von (digitalen oder physischen) Produkten, die nützlich und einfach zu verwenden sind und mit denen man gerne interagiert. Es geht darum, die Erfahrung zu verbessern, die Menschen bei der Nutzung deines Produktes machen – und ihnen zugleich den Nutzen deines Angebots zu verdeutlichen

Aber leider ist auch das keine umfassende Beschreibung von UX-Design. Um dir ein besseres Verständnis zu bieten, worum es hierbei wirklich geht, haben wir uns an 15 Vordenker*innen in diesem Bereich gewandt und sie gefragt:

Was ist UX-Design?

Oder anders gesagt: „Wie würdest du jemandem erklären, was UX-Design ist, der noch nie davon gehört hat?

Hier sind ihre Meinungen dazu:

  1. Laura Klein, Geschäftsführerin bei Users Know
  2. John Amir-Abbassi, User Experience-Forscher bei Facebook
  3. Jason Ogle, Gründer und Veranstalter des User Defenders-Podcasts
  4. Justin Mifsud, Gründer von Usability Geek
  5. Steve Krug, Usability-Berater
  6. Martyn Reding, Head of Digital Experience bei Virgin Atlantic
  7. Tomer Sharon, Head of User Research and Metrics bei Goldman Sachs
  8. Marieke McCloskey, Director of Research, Product bei UserTesting
  9. Steve Portigal, Geschäftsführer bei Portigal Consulting
  10. Paul Boag, UX-Berater bei Boagworks
  11. Joshua Porter, Partner bei Rocket Insights
  12. Scott Johnsen, Head of Design bei UserTesting
  13. Whitney Hess, Gründerin und Executive Coach bei Vicarious Partners
  14. Cory Lebson, UX Research-Berater
  15. Reed Jones, Sr. User Experience-Forscher bei Autodesk

 

1. UX-Design ist der Prozess, der herangezogen wird, um zu untersuchen, welche Erfahrungen Nutzer*innen bei der Interaktion mit deinem Produkt machen werden

 

Laura Klein, Geschäftsführerin bei Users Know, Autorin von UX for Lean Startups und Build Better Products

„Wenn UX die Erfahrung ist, die Nutzer*innen bei der Interaktion mit deinem Produkt machen, dann ist UX-Design per Definition der Prozess, mit dem wir untersuchen, wie diese Erfahrung aussehen wird.

UX-Design ist allgegenwärtig. Ob beabsichtigt oder nicht, jemand trifft immer Entscheidungen darüber, wie ein Mensch mit einem Produkt interagieren wird. Gutes UX-Design tritt dann auf, wenn jemand diese Entscheidungen auf eine Weise trifft, die sowohl die Anforderungen unserer Nutzer*innen sowie auch unseres Geschäfts versteht.“

2. User Experience-Design ist ein Designansatz, der die Nutzer*innen berücksichtigt

 

John Amir-Abbassi, User Experience-Forscher bei Facebook

Deine Frage ist einfach – die Antwort dazu ist ein wenig komplexer und manchmal auch umstritten.

User Experience-Design ist ein Designansatz, der alle Aspekte eines Produkts oder einer Dienstleistung mit den Nutzer*innen berücksichtigt. Dazu gehört nicht nur das Erscheinungsbild und die Funktionalität (Nutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit) eines Produkts oder Ablaufs, sondern auch Dinge wie Freude und Emotionen – Dinge also, die schwieriger zu entwickeln und zu erreichen sind.

Während ein*e Designer*in Wechsel, Abläufe oder Interaktionen designen kann, die schön, einzigartig, sexy und funktional sind, erstreckt sich UXD in alle Fachgebiete, die schließlich gemeinsam die User Experience als Ganzes zu etwas Großartigem machen.

Ja, es gibt Interaktionsdesigner*innen, aber es gibt auch Inhaltsstrategen und -strateginnen, Informationsarchitekten und -architektinnen, Nutzerforscher*innen, Ingenieure und Ingenieurinnen sowie Produktmanager*innen – sie alle tragen die gemeinsame Verantwortung, eine nutzerfreundliche Erfahrung zu schaffen, welche die Nutzer*innen zufrieden stellt, weil sie ihnen einen Mehrwert bringt.“

3. Beim UX-Design geht es darum, Probleme durch umfassendes Verständnis und Empathie zu lösen

 

Jason Ogle, Gründer und Veranstalter des User Defenders-Podcasts

„UX-Design ist ein Empathie-getriebener Ansatz zur Lösung menschlicher und geschäftlicher Probleme und zur Beseitigung von Hindernissen und Reibungen von den gewünschten Zielen der Nutzer*innen – um hoffentlich am Schluss eine angenehme Erfahrung bieten zu können.“

4. User Experience-Design ist ein Prozess zur Gestaltung von Systemen, die Nutzer*innen eine großartige Erfahrung bieten

 

Justin Mifsud, Gründer von Usability Geek

„User Experience-Design (UXD oder UED) ist ein Designprozess, dessen einziges Ziel es ist, ein System zu gestalten, das seinen Nutzer*innen eine großartige Erfahrung bietet. Somit umfasst UXD die Theorien einer Reihe von Fachgebieten, wie UI-Design, Nutzerfreundlichkeit, Zugänglichkeit, Informationsarchitektur und Mensch-Maschine-Interaktion.

User Experience-Design wird von User Experience-Designer*innen praktiziert, die sich insbesondere mit der Interaktion zwischen Nutzer*innen und dem von ihnen verwendeten System befassen.

So würde ein*e UX-Designer*in beispielsweise die Grundsätze nutzen, die beschreiben, wie ein Produkt zugänglich gestaltet wird, und diese Grundsätze dann aber tatsächlich in den Designprozess eines Systems einbetten, sodass Nutzer*innen, die damit interagieren, dieses System als zugänglich empfinden würden.“

5. UX verbessert, wie nützlich, einfach, angenehm , vermarktbar oder suchterzeugend es ist, ein Produkt zu verwenden

 

Steve Krug, Usability-Berater, Autor von Don’t Make Me Think und Rocket Surgery Made Easy

„In 100 Wörtern? Hilfe! (Das waren dann schon mal vier. Huch. Und jetzt zehn.) Na gut: Der bewusst schwammige Begriff „User Experience“ umfasst UX-Forschung und Recherche (herauszufinden, wie Menschen ein Produkt, System oder eine Dienstleistung wahrnehmen und damit interagieren) und UX-Design (zu verbessern oder manipulieren, wie nützlich/einfach/angenehm/vermarktbar/suchterzeugend es ist). UX entstand aus Ergonomie, User Centered Design und Usability-/Informationsarchitektur, bis es sich im Zuge des Erfolgs des iPhones in die derzeit 46 Unterkategorien und Trendthemen verwandelte. Aus seinem edlen Erbe, sich für die Nutzer*innen einzusetzen („Verbesserung der Nutzererfahrung“), zeigt sich in letzter Zeit eine alarmierende Tendenz, sich eher für die Hersteller einzusetzen (Maximierung von Nutzung/Verkauf/Sucht). [Entschuldigung, dass ich am Schluss die dunklen Seiten aufgezeigt habe.]“

6. User Experience-Design ist die Erfüllung eines Markenversprechens

 

Martyn Reding, Head of Digital Experience bei Virgin Atlantic

„User Experience Design ist der krönende Abschluss der Auswirkungen von Inhalt, Forschung, Design und Strategie auf die Bereitstellung, den Verkauf und die Nutzung eines digitalen Produkts oder einer Dienstleistung. In vielen Fällen geschieht User Experience lediglich dadurch, dass zufälligerweise Code und Annahmen über Nutzer*innen zusammengewürfelt werden, somit unterscheidet sich User Experience-Design meiner Meinung nach insofern, als es den Wert von sorgfältig erstellten digitalen Erfahrungen anerkennt. In vielerlei Hinsicht ist es die Erfüllung eines Markenversprechens und die Erkenntnis, dass es einen enormen wirtschaftlichen Einfluss hat, wie sich Kund*innen fühlen..“

7. UX-Design ist die Kunst und Wissenschaft, positive Emotionen durch Produktinteraktionen zu erzeugen

 

Tomer Sharon, Managing Director, Head of User Research and Metrics bei Goldman Sachs, Autor von Validating Product Ideas through Lean User Research

„UX-Design ist die Kunst und die Wissenschaft, positive Emotionen unter Menschen zu erzeugen, die mit Produkten oder Dienstleistungen interagieren.“ 

8. UX-Design ist eine Verpflichtung zur Schaffung von Produkten unter Berücksichtigung der Kund*innen

 

Marieke McCloskey, UX-Forscherin, Product Strategist und Rednerin

„UX-Design ist eine Verpflichtung zur Schaffung von Produkten unter Berücksichtigung der Kund*innen. Es beginnt mit der Untersuchung, wer die Kund*innen sind und was sie brauchen. Diese Informationen werden genutzt, um Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können, welche die Lebensqualität der Menschen verbessern.

Designideen werden durch echtes Kundenfeedback bestätigt, und diese Informationen werden in einem iterativen Entwicklungsansatz verwendet, um sicherzustellen, dass das endgültige Produkt gut für diejenigen funktioniert, die es verwenden.“

9. UX-Design ist der kreative und analytische Prozess der Ermittlung, was aus einer Webseite, einem Gerät oder einer Software werden soll

 

Steve Portigal, Geschäftsführer bei Portigal Consulting, Autor von Doorbells, Danger and Dead Batteries und Interviewing Users

„Wenn wir etwas Interaktives wie eine Webseite oder ein Gerät oder eine Software betrachten, dann ist das Design der User Experience dabei der kreative und analytische Prozess der Ermittlung, was daraus genau werden soll – was es für die Nutzer*innen tun soll, wie sie es verwenden werden und wie es aussieht, sich anhört, sich anfühlt, riecht und schmeckt.“

10. UX-Design ist so viel mehr als nur das Designen von Nutzeroberflächen

 

Paul Boag, UX-Berater bei Boagworks, Autor von User Experience Revolution

„Für mich ist UX-Design so viel mehr als nur das Designen von Nutzeroberflächen. Die User Experience wird von Entscheidungen im gesamten Unternehmen beeinflusst, von der Führungsebene bis hin zu den Entwickler*innen, die die Performance optimieren.

Nehmen wir z. B. das neue Disney MagicBand. Es verfügt über keine grafische Nutzeroberfläche, bietet aber trotzdem eine faszinierende Erfahrung durch Sensoren und eine gut umgesetzte Kundenbetreuung.“

11. UX-Design ist Design unter Berücksichtigung aller Berührungspunkte, welche die Gesamterfahrung mit deinem Produkt oder deiner Dienstleistung ausmachen

 

Joshua Porter, Partner bei Rocket Insights

„UX-Design ist ganz einfach gesagt ein Design unter Berücksichtigung aller Berührungspunkte, welche die Gesamterfahrung mit deinem Produkt oder deiner Dienstleistung ausmachen. Es geht also über Nutzeroberflächen- und visuelles Design hinaus, und umfasst auch Dinge wie E-Mail-Verkehr, Telefonate, Marketingbotschaften, Rückgaberichtlinien, Versionshinweise und alles, was dazwischen liegt.

Im Internet-Zeitalter ist es äußerst wichtig, die Gesamterfahrung im Auge zu behalten, da du viele deiner Kund*innen wahrscheinlich niemals persönlich treffen wirst. Schlussendlich werden aber die Buchstaben „UX“ irgendwann verblassen und es wird allgemein klar sein, dass alle diese Dinge zum Design eines Produkts oder einer Dienstleistung gehören.“

12. UX-Design beschreibt den Prozess, die Bedürfnisse und Ziele der Nutzer*innen eingehend zu verstehen

 

Scott Johnsen, Head of Design bei Alto

„UX-Design ist die bewusste Anwendung von Logik und Sinnhaftigkeit zur Schaffung von Erfahrungen, die den Endnutzer*innen sowohl Nutzen wie auch Mehrwert bieten. Es ist ein Prozess des tiefen Verständnisses der Bedürfnisse und Ziele der Nutzer*innen, der Ermittlung, wo ihre größten Problembereiche liegen und generativ daran zu arbeiten, Wege zur Lösung dieser Probleme zu finden. UX-Design konzentriert sich dabei selten auf die Erstellung einzelner Nutzeroberflächen, sondern beschreibt stattdessen den bewussten Akt, unzählige Interaktionen zu schaffen, die die gesamte User Journey innerhalb einer bestimmten Produkterfahrung umfassen und gleichzeitig Marken-, Design- und Usability-Standards einhalten.“

13. User Experience ist eine Verpflichtung zur Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen mit Zweckmäßigkeit, Einfühlvermögen und Integrität

 

Whitney Hess, Gründerin und Executive Coach bei Vicarious Partners

„User Experience ist eine Verpflichtung zur Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen mit Zweckmäßigkeit, Einfühlvermögen und Integrität. Es ist der niemals endende Prozess, die Welt aus der Sicht der Kund*innen zu betrachten und darauf hinzuarbeiten, ihre Lebensqualität zu verbessern.

Es ist dabei auch der niemals endende Prozess, die Gesundheit des Unternehmens zu erhalten und neue Wege zu finden, um ihm zu einem nachhaltigen Wachstum zu verhelfen. Es ist der perfekte Ausgleich zwischen Geld verdienen und eine Bedeutung erschaffen.“

(Hinweis: Wenn du mehr über die Meinung von Whitney zum Thema User Experience erfahren möchtest, sieh dir diesen Artikel an.)

14. Es ist die Praxis, die Bedürfnisse der Menschen vor, während und nach der Produktentwicklung zu erfüllen

 

Cory Lebson, UX-Forschungsberater, Autor von The UX Careers Handbook

„Mir ist klar, dass du auf das Gesamtbild abzielst, aber als Nutzerforscher sehe ich UX-*Design* vor allem als Interaktionsdesign, ein Stück des gesamten UX-Spektrums zusammen mit einer ganzen Reihe anderer UX-Fähigkeiten, von denen einige vollständig designorientiert sind und einige nicht. Ich habe schon einige Situationen erlebt, in denen ich als UX-Designer gesehen wurde, der Forschung betreibt. Natürlich gibt es Menschen, die UX-Designer*innen sind und Forschung betreiben, aber nicht ich. Meine UX-Identität ist lediglich die eines einfachen ursprünglichen Forschers. Somit gehöre ich zu einem anderen Teil des UX-Spektrums – eng verbunden mit UX-Design – aber trotzdem nur parallel dazu.“

15. Beim UX-Design geht es darum, Nutzer*innen zu erfreuen, indem wir ihre Bedürfnisse voraussehen und ihnen etwas bieten, auf das sie selbst gar nicht gekommen wären

 

Reed Jones, Sr. User Experience-Forscher bei Autodesk

„Viele Menschen behaupten, dass Erfahrungen nicht geschaffen werden können, da sie etwas sind, das Menschen selbst erfahren – nicht etwas, das gestaltet werden kann. Auf der einen Seite stimme ich dem voll und ganz zu.

Auf der anderen Seite ermöglicht uns UX jedoch, zu ermitteln, was eine gute Erfahrung von einer schlechten unterscheidet. Und wenn das gut umgesetzt wird, werden die sorgfältig gestalteten Elemente einer Erfahrung sichtbar und die Nutzer*innen sind erfreut, weil wir ihre Bedürfnisse vorhergesehen haben und ihnen etwas bieten, auf das sie selbst gar nicht gekommen wären.“

Was denkst du darüber?

Wie du nun erfahren hast, gibt es unterschiedliche Auslegungen von UX-Design, aber schlussendlich geht es immer darum, deine Nutzer*innen in den Mittelpunkt von allem zu stellen, was du erzeugst.

P.S. Ein herzliches Dankeschön an all die großartigen Personen, die einen Beitrag zu diesem Artikel geleistet haben! Wenn du jemanden kennst, der diese Informationen hilfreich finden könnte, kannst du sie gerne darauf verweisen. Weiterführende Literatur:

Möchtest du mehr erfahren?

Wenn du erfahren möchtest, wie dir UserTesting dabei helfen kann, deine Kund*innen durch On-Demand-Kundenfeedback besser zu verstehen, kontaktiere uns gerne hier

 

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About the author(s)
Annika Pannen

EMEA Solutions Consultant

Annika arbeitet als Solutions Consultant für UserTesting in Berlin. Sie bringt viel Erfahrung im Bereich Customer Experience mit und unterstützt Unternehmen aus verschiedenen Branchen auf ihrem Weg, kundenzentrierter zu werden.